Als Markus eines schönen Tages dem bis dato favorisierten Dreck-Geballer den Rücken kehrte und und auf breite Asphaltpellen statt grobstolligen High Heels schielte, schien im eine Kawa Z 1000 das richtige Mittel, um den Anspruch an die Moped-Action weiterhin gerecht zu werden. Aber manchmal ist selbst unvernunftsbetonte Katalogware eben zu sehr genau das: Katalogware.
Nun kennt er mit seinem Kumpel Alex jemanden, der es zu seinem bevorzugten Freizeitvergnügen erkoren hat, genau dieses Problem zu behandeln: Katalogware in Einzelstücke zu verwandeln. Da er aber – warum auch immer – auf dem Standpunkt “Eine Z baue ich nicht um” verharrte, musste ein neues Motorrad her. Beziehungsweise ein ziemlich altes: Eine Yamaha FZR 1000 schien sowohl Markus als auch Alex die richtige Wahl zu sein. Alex’ Begründung: “Die kann man kaum vernünftig umbauen – also machen wir genau das!”
Vertrauenssache
Dass diese Ansage Markus überzeugen konnte, lag wohl vor allem daran, dass Alex selbst eine ziemlich geschneidige Kilo-FZR im Stall hatte, die Beweis genug war, dass die Betonung bei Alex Einschätzung vor allem auf dem “kaum” lag. Ein bisschen Luft für eine erfolgreiche Transformation bleibt also selbst bei den alten Yamaha-Brocken und so ging man frohen Mutes ans Werk.
Einen nackten Rahmen eines solchen Zossens hatte Alex noch herumfliegen. Und – so viel sei vorweggenommen – das Gerippe blieb bis zur Fertigstellung das einzige Bauteil an Bord, das den Eintrag “Yamaha FZR 1000” im Schein rechtfertigt: Das Herz der Maschine stammt aus einer Thunderace, der Nachfolgerin der großen FZR. So nahe die Verwandschaft damit auch ist, bedeutete der Einbau trotzdem nicht unerhebliche Anpassungsarbeiten, da die Haltepunkte sich im Zuge der Evolution verschoben hatten und somit eine entsprechende Eigenleistung einforderten. Da waren die Fahrwerkskomponenten schon etwas pflegeleichter – obwohl sie von einer GSX-R 1000 und damit aus einem ganz anderen Zuhause kommen: Die Schwinge der Suzuki fügte sich mittels Adapterhülsen in den Rahmen, die Gabel stellte angesichts einzelangefertiger Brücken sowieso keine relevanten Bedingungen mehr.
Jede Menge Fürsorge bedurfte dann aber noch das Bodywork: Der Höcker (Den Heckrahmen konnte Alex angesichts des verschraubten Originalauslegers entspannt durchgestalten und dann verankern) basiert zwar auf einem gekauften Martek-Style-Sessel – von dessen eigentlicher Form ist aber kaum noch etwas über. Den Großteil der Erscheinung haben unsere Protagonisten selbst in Form laminiert, gespachtelt, geschliffen, gespachtelt, geschliffen, gespachtelt, geschliffen … Damit waren sie dann auch gut genug im Thema, um beim Tank weiterzumachen: Das Fass entstammt einer YZF 750, die ebenfalls eng verwandt ist mit der FZR und dementsprechend leicht mit dem Rahmen zu verheiratet ist. Der eigentliche Stress war die Anpassung mittels Gewebematten an das Heck, die Rahmenflanken – und an Markus Geschmack.
Aber mit Dreck kennt der sich ja aus seinem ersten Motorradleben noch gut genug aus. Von daher dürfte ihn die Matscherei und Stauberei nicht weiter gestört haben. Zumal sie mit einem Endprodukt belohnt wurde, das definitiv zu schade wäre, es durch Schlamm und Geröll zu jagen.
Basismodell: Yamaha FZR 1000, Baujahr 1989
Motor: Yamaha YZF 1000 R Thunderace, Zylinderkopf umgefräst und geplant, Yamaha YZF 750-Vergaser mit Dynojet-Kit, K&N-Luftfilter
Auspuff: Yoshimura-Krümmer mit Speed Products-Endtopf, modifiziert
Rahmen: Serie mit Eigenbau-Heckrahmen
Schwinge: Suzuki GSX-R 1000
Gabel: Suzuki GSX-R 1000 mit Custom-Gabelbrücken
Räder: Suzuki GSX-R 1000, 3,5×17 vorn, 6×17 hinten
Bremsen: Suzuki GSX-R 1000
Tank: Yamaha YZF 750, modifiziert, mit eingelassenem T&T-Tacho
Höcker: Eigenbau auf Martek Style-Basis
Kotflügel: MGM
Bugspoiler: Big-Bike
Scheinwerfer: Yamaha MT-03
Sonstiges: Eigenbau-Kühlflüssigkeitsbehälter, ABM-Lenkerstummel, Rizoma-Griffe und -Spiegel, DanMoto-Fußrastenanlage, Kellermann-Lenkerendenblinker, LED-Rücklichter, hintere Bremsleitung in Schwinge verlegt