Wenn es noch einen Beweis gebraucht hätte, dass Caferacer weder Trommelbremsen noch einen ölfressenden Reihenzweizylinder brauchen, um authentisch zu sein – Daddel hätte ihn gebaut.
Als Basis für dieses Projekt gönnte er sich eine Kilogixxer, die zuvor auf den Rennstrecken dieser Welt ihren Dienst geleistet hat. Den anzunehmend höheren Verschleiß bei dieser Art von Nutzung nahm Daddel gerne in Kauf – sollte zum einen ein so modernes und ausgereiftes Motorrad wie die K6 auch forcierte Belastungen verkraften können und trug dieser Background doch seinen Teil zu einem attraktiven Anschaffungspreis bei. Der Haken lauerte jedoch an einer unerwarteten Stelle: Der Zossen basierte auf einem Rahmen ohne Seriennummer, womit er für legalen Straßenbetrieb definitiv außen vor war. Daddel hatte sich also eine Teilesammlung gekauft, deren Vervollständigung mit der Suche nach einem Hauptrahmen begann.
Erstens kommt es anders – und zweitens als man kauft
Letztlich erfuhr aber auch das eigentlich verwendbare Chassis noch einige Änderungen: Die Gabel wurde durch das Exemplar einer GSX-R 1000 K8 ersetzt, da der originale Stempel das Moped von Daddels Herzensdame zu gut zu Gesicht stand. Die Schwinge überstellte er einem Fachbetrieb, um sie um elegante zehn Zentimeter verlängern zu lassen. Und die Suzuki-Felgen räumten ihren Platz zugunsten eines Satzes Braking-Donuts, die neben einem deutlich exklusiveren Speichen-Design auch gleich leckere Wave-Bremssscheiben als Mitgift im Gepäck haben. Die R1-Bremse an der Vorderhand kam übrigens aus rein optischen Erwägungen zum Zug: Ihr goldenes Antlitz passte Daddel perfekt in das angedachte Lackkonzept, und mit einem Satz Distanzstücke war auch kein Missverhältnis zwischen Aufwand und Ertrag gegeben.
Um ausreichend Gelegenheit zum Lackieren zu haben, fehlte aber zumindest noch ein Höcker – und hier bekam ein Schemel den Zuschlag, der nicht nur wegen der langen Schwinge so zierlich wirkt: Es handelt sich um ein wirklich knapp bemessenes Teil. Und spätestens mitdessen klassischer (und trotzdem zum modernen Tank passender) Formensprache war auch das Thema “Speedfighter” von Tisch, dass Daddel anfangs noch im Sinn hatte. Jetzt setzte er voll auf die Caferacer-Karte und spielte diese so konsequent aus, wie man es mit einem modernen Motorrad eben machen kann.
Dazu brauchte es eigentlich auch nicht mehr viel: Eine Bates-Laterne vor der Gabel, ein Satz runde Lenkerendenspiegel, ein Start/Zielflaggen-Airbrush als Ergänzung zu dem Vintage-Gold (Stichwort Bremszangen) und ansonsten vor allem die hohe Kunst des gezielten Weglassens, ohne die Funktion oder die Zulassungsfähigkeit zu beeinträchtigen, reichten, um bei aller Modernität am Bock ein authentisches Oldschool-Feeling zu vermitteln.
Basismodell: Suzuki GSX-R 1000 K6, Baujahr 2006
Motor: Serie, lackiert, ECU optimiert, K&N-Luftfilter
Auspuff: modifizierter Arrow-Edelstahlkrümmer, Leovince-Endtopf
Rahmen: Serie mit modifiziertem Heckrahmen, gecleant und gepulvert
Schwinge: Serie, verlängert
Gabel: Suzuki GSX-R 1000 K8 mit CNC-Gabelbrücken
Felgen: Braking B-One OZ, 3,5×17 vorn, 6×17 hinten
Bremsen: Yamaha R1 RN12 vorn, GSX-R 1000 K8 hinten, Braking-Scheiben
Tank: Serie mit eingelassnenem Tacho
Höcker: TS-Bikes
Kotflügel: Mayer Motorsport
Scheinwerfer: Bates-Style
Sonstiges: LSL-Lenker, ABM-Fußrastenanlage