Ein Tapetenwechsel tut nicht nur gut, wenn man Nachmieter eines Kettenrauchers ist, der zuhause seinem gehegten und gepflegten Lungenkrebs erlegen ist, ohne dass ein paar Wochen lang jemand Notiz davon genommen hätte.
Wenn man etwa wie Maik jahrelang an Superbikes gefummelt hat, muss irgendwas mal etwas pures und irgendwie entschleunigendes her. Ganz ohne Racing-Bezug ging es dann aber doch nicht. Cafe Racer lautet in solchen Fällen eine gern genommene Formel, um sich standesgemäß einzubremsen – und wenn man es wirklich ernst meint, braucht es dazu deutlich mehr, als einer Speed Triple oder einem anderen fett motorisierten Naked Bike ein Halbkugelheck und einen Satz Lenkerstummel zu verpassen.
Alter Wein auf alten Schläuchen
Wenn man wirklich Kaffeerasen will wie einst die alten Briten, kommt man der Sache mit einem runden halben Liter Hubraum, am besten verteilt auf zwei parallel liegende Brennräume, schon ziemlich nahe. Also gönnte sich Maik die überschaubare Investition in eine Honda CB 400 N der frühen Achtziger – mehr als, dass sie noch laufen soll, erwartete er von dem kleinen Brummer sowieso nicht.
Nun stand das Ding vor ihm, so brav, wie der Honda-Gott es einst schuf. Und wie immer in solchen Fällen begann die Operation damit, alles, was nicht gebraucht wurde, abzureißen – und bei so einer nackten 400er ist das mitunter gar nicht mal so viel: Das Heck mitsamt Heckrahmen musste weg, logisch. Aber danach musste Maik schon gezielt den Nutzwert hinterfragen, um noch weiter abzurüsten: Der Scheinwerfer wich einer stylischeren und helleren, aber nicht wirklich die Optik revolutionierenden Rundfunzel.
Das Hinterrad wurde gegen das einer CB 750 der gleichen Ära getauscht – Nicht obwohl, sondern weil es genauso aussieht wie das der 400er. Der Beweggrund für den Tausch war einzig, dass die große Schwester schon damals eine Scheiben- statt einer Trommelbremse spazieren fuhr – und was für eine! Sieht etwas seltsam aus, so ein großer Teller am Hinterrad, findet auch Maik. Aber wenn man sieht, wie klein die vorderen Exemplare sind, kann das im Sinne der Bremsleistung vielleicht nicht schaden …
Ebenso wie das Vorderrad erhielt auch die dazugehörige Gabel eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung. Bedingung war aber ein Integrationskurs, den Maik höchstpersönlich in Form einer einzelangefertigten Gabelbrücke anleitete. Noch mehr Eigeninitative und Überlegung erforderte aber die Hinterhand: Anstatt der luftpumpigen Duo-Federbeine sollte nämlich ein zentraler Dämpfer die Schwinge im Zaum halten. Und dafür benötigte selbige zunächst einen selbstentworfenen Oberzug, an dem die Haltepunkte für das Federbein angeschweißt wurden. Die entsprechenden Gegenstücke finden sich tief in dem Eingeweiden der CB an einer Querstrebe des Hauptrahmens.
Apropos Hauptrahmen: An eben jenem musste auch herumgeschweißt werden, um die neuen Ausleger für das Flattracker-Heck zu verankern. Wie gut, dass bei dem alten Zossen noch alles aus Stahl ist – und Maik jemanden kennt, der solche Arbeiten fachgerecht durchexerzieren kann. Damit stand der erfolgreichen Entschleunigung seiner Moped-Leidenschaft dann auch wirklich nichts mehr im Wege.
Basismodell: Honda CB 400 N, Baujahr 1982
Motor: Serie
Auspuff: Motad-Krümmer mit Eigenbau-Auspuff aus Edelstahl
Rahmen: Serie mit Eigenbau-Heckrahmen
Schwinge: Serie mit Eigenbau-Oberzug
Felgen: Serie vorn, CB 750 hinten
Bremsen: Serie Vorn, CB 750 hinten, mit Eigenbau-Bremsanker
Scheinwerfer: Highsider
Höcker: Flattracker-Style
Tank: Serie, hinten zugeschweißt
Instrumente/Anzeigen: T&T
Fußrastenanlage: ABM mit Eigenbau-Halteplatten
Blinker: Motogadget