Eines kreativen Tages hatte Claudius den nachvollziehbaren Gedanken, seiner Kilogixxer die Plastiklumpen vom Leib zu reißen. Der Befreiung folgte die Ernüchterung: Der Striptease alleine macht noch nicht so richtig geil.
Nu mangelte es Claudius zwar nicht an Willen und Ideen – was die Umsetzung von Umbaumaßnahmen angeht, war er jedoch reflektiert genug, um zu wissen, dass er im Sinne eines gutes Ergebnisses fachkundige Hilfe in Anspruch nehmen sollte. Gut, dass er mit Thorben jemanden im Telefonspeicher hatte, der in solchen Fällen Gewehr bei Fuß steht.
Kleinvieh macht den besten Mist
Die handwerkliche Diskrepanz zwischen Claudius und Thorben wird deutlich, wenn man sich den Ursprungsauftrag vor Augen führt: Eigentlich sollte an die vornerum blanke GSX-R nur ein Scheinwerfer gedübelt werden – ein Eingriff, bei dem Thorben nichtmal warme Fingerkuppen bekommt; und bei dessen Ergebnis auch alles kalt bleibt. Das Missverhältnis zwischen durch die fehlende Verkleidung noch viel größer als eh schon wirkende Heckabteil und dem kleinen Leuchtmittel an der Front war einfach viel zu unausgewogen, um gut zu wirken – und für Thorbens Maßstäbe außerdem auch viel zu original.
Neues Mobiliar war also ebenfalls gefragt – eine dezente Anregung, der sich Claudius nicht mehr als nötig widersetzte. Umso weniger, wo Thorben direkt einen selbsterschaffenen Einzelsitz aus dem Regal zaubern konnte, dessen Reiz nicht nur darin bestand, einfach schon da zu sein, sondern auch in seiner Filigranität gepaart mit zum Bauchungen Tank passenden Rundungen und der einzelanfertigungsbedingten Individualität.
Die Hauptaufgabe des Umbaus war somit ein zu dem kleinen Schemel passendes Fundament: Der originale Heckrahmen wurde als ganzes ausgemustert, dessen originale Ankerpunkte blieben jedoch in Dienst und halten nun zwei Streben, die sich in die überschaubaren Weiten des Höckers erstrecken. Da das zierliche Gesamtbild tunlichst nicht durch ein augenfälliges Fachwerk zerstört werden sollte, muss als Abstützung nach unten eine Einzelstrebe, die nach der Federbeinaufnahme greift reichen – und tut das wohlgemerkt auch.
An dieses bisschen Höcker das unvermeidliche Kennzeichen dranzutackern, hätte Thorbens Mühe, das Bike möglichst straff und kompakt zu gestalten, in unangemesser Weise konterkariert – also blieb für das Zulassungsgeraffel nur der (zu Recht) einigermaßen unbeliebte Platz an der Seite der Schwinge. Irgendwas ist halt immer – und umso schöner ist dafür der Anblick von der rechten Seite, an der sich auch ein herrlich klassisch-kompakter Shark-Dämpfer herumaalt.
Ob diese Tüte den aktuellen Diskussionen um Motorradlärm, Phongrenzen und Fahrverboten gerecht wird, darf Claudius mittlerweile egal sein: Die Maschine ist nicht mehr in seinem Besitz, und er hat sich schon längst mit neuen Gerätschaften eingedeckt, die er natürlich auch wieder Thorben vor die Füße kippte (siehe die auch bereits auf dieser Website vorgestellte Suzuki GSX).
Modell: Suzuki GSX-R 1000 K1
Motor: Serie
Auspuff: Serien-Krümmer mit Shark-Endtopf
Rahmen: Serie mit Eigenbau-Heckrahmen
Gabel: Serie
Schwinge: Serie
Felgen: Serie, 3,5×17 vorn, 6×17 hinten
Bremsen: Serie mit Stahlflexleitungen und Rizoma-Flüssigkeitsbehältern
Scheinwerfer: Highsider
Höcker: Eigenbau
Instrumente/Anzeigen: Daytona
Sonstiges: seitlicher Kennzeichenhalter, Lenkerendenspiegel, LED-Blinker