Cafe Racer waren schon immer Ronaldos Ding – zumeist auf Basis einschlägigen Schaukeleimern. Typische 80er Japan-Chopper. Dass es die billig gibt, man sie schnell und ohne schlechtes Gewissen zerrupfen kann und ein zumindest optisch irgendwie sinnvoller Motor übrig bleibt, kann jedoch über zwei Missstände nicht hinwegtäuschen: Taugt mehr zum angucken als zum Fahren; und in der Szene gibt es solche Umbauten wie Sand am Meer.
Als Freigeist war Ronaldo entsprechend inspiriert, als ihm von einem bekannten eine zerschraddelte ZX-9R unter die Nase gehalten wurde. Mit ihrer Konfiguration hat sie für Cafe Rasende eigentlich so gar nichts zu bieten – für alle, die Spaß am Fahren haben, dafür umso mehr. Und dass es ein paar abwegige Ideen braucht, um sich aus diesem Vorzeige-Jopghurtbecher ein plastikfreies Oldschool-Bückeisen zu denken, macht die Sache ja erst reizvoll.
Iron Man
Gepellt blieb von der Ninja schon gar nicht mehr so viel übrig – zumindest nichts, was gegen eine prinzipielle Verwendung für Ronaldos Gelüste sprechen würde. Okay – dicker Alurahmen und wassertemperierter Reihenvierzylinder sind nicht das erste, was einem zum Thema glaubwürdiger Cafe Racer einfällt. Aber gerade das machte den Reiz aus, sich den von der Szene-Polizei verteidigten Werten zu distanzieren. Also nahm Ronaldos das Chassis hin, wie es der liebe Kawa-Gott geschaffen hatte – und ging mit der Eisenstange auf sein Opfer los.
Freilich nicht, um es noch weiter zu Kleinholz zu verarbeiten, als es der Vorbesitzer bereits getan hatte. Das Stahlrohr nahm dem Umweg über die Werkbank, wo es zu einem adäquaten Heckrahmen verbraten wurde. Mehr noch: Das Gerüst sollte nicht nur tragende, sondern auch gestaltende Funktion übernehmen. Mit 42 Millimetern Durchmesser hatte die Rohre genug Fleisch zu bieten, um nicht lächerlich auszusehen. Also fehlte nur noch eine Sitzbank, die Ronaldo auf einer Aluplatte basierend erschuf, die er mit stabilem und präzise in Form zu schneidendem Akustikschaum belegte. Der Bezug für die Kuschelwiese stammt aus dem Segelzubehör – sollte also ausreichend robust und wetterfest sein.
Das Grundsätzlich maximal reduzierte Outfit drückt sich auch im Lackkonzept aus: Farbe findet sich eigentlich nur an der Sitzbank und den Felgen – der Rest darf, kann und soll offensiv zur Schau tragen, dass dieses Werk vor allem auf der Verwendung von Metall basiert. Der Heckrahmen blieb ungetönt, und dazu passend befreite Ronaldo auch den Tank von dessen Make-up, rückte ihm mit Bürste und Polierscheibe zuleibe und beließ es am Ende bei einer schützenden Klarlackdusche – Flugrost auf dem Bottich wäre dann doch etwas zuviel Eisen-Style gewesen.
Dass Ronaldo Spaß an Metallverarbeitung hat, spiegelt sich dann auch im Details wie dem Stremel für die Heckbeleuchtung und dem Kennzeichenträger wider. Und auch die offenen Wunden der Ram-Air-Einlässe kaschierte er mit ein bisschen Blechkunst und sorgte den kleinen Stutzen zumindest für ein Minimum an gezielter Luftzuführung.
Wenn echte Cafe-Racer-Puristen sich dennoch von diesem Bike kofschüttelnd abwenden mögen – für Ronaldo ist das letztlich eher eine Bestätigung, dass er mit dem Schritt aus der CR-Komfortzone alles richtig gemacht und vor allem eines geschafft hat: Sein absolut eigenes Ding zu machen.
Basismodell: Kawasaki ZX-9R, Baujahr 2000
Motor: Serie
Auspuff: Serien-Krümmer mit Zubehör-Schalldämpfer
Rahmen: Serie mit Eigenbau-Heckrahmen
Schwinge: Serie
Gabel: Serie mit Covern zwischen den Brücken
Felgen: Serie, 3,5×17 vorn, 6×17 hinten
Bremsen: Serie
Tank: Serie, entlackt, poliert und klargelackt
Sitzbank: Eigenbau
Scheinwerfer: Bates-Style
Sonstiges: Spiegel und Kotflügel von Yamaha XS 400, Chopper-Griffe, LED-Blinker, LED-Rücklicht, Benzinhahn-Hebel aus Messing-Fenstergriff, Trinkflasche als Kühlflüssigkeitsausgleichsbehälter, diverse Eigenbau-Halterungen