Bis dato war Claudius für Thorben immer ein denkbar einfacher Kunde: Er pickte sich aus dem fertigen Portfolio an Umbauten einen heraus. Beim seinem dritten Besuch in Thorbens Atelier wendete sich das Blatt jedoch grundlegend …
Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Denn Claudius brachte den Rahmen einer 1981er Suzuki GSX 1100 mit – und zwar so nackt, wie ein Rahmen nur sein kann. Ebenfalls im Gepäck: Eine moderne Upside down (dank ihrer Abstammung von einer fetten Kawa in Sachen Länge und Gewicht wie geschaffen für eine Alteisen-Basis) – und der schlichte Auftrag, aus diesen Brocken irgendwas leckeres zusammenzubrutzeln.
Goldene Mitte
Bevor Thorben sich ernsthafte Gedanken über die zu erschaffende Peripherie machen konnte, musste erstmal Leben ins Gebälk – und da war der altbewährte ölige Feinripp-Four aus dem Suzuki-Baukasten wie so oft alternativlos. Große Auswahl, massiv Erfahrungswerte beim Transplantieren (erforderte stählerne Eigenbau-Halteplatten), gut zu tunen und in der Folge standfest. Im Detail heißt das hier: Ein 1200er Bandit-Block bekam Elfer-Nockenwellen und eine Flachschiebervergaserbatterie mit aufgepflanzten Einzelluftfiltern verpasst. Und wo damit eine penible Abstimmung sowieso fällig war, konnte man sich auch in Sachen Auspuff aus dem Fenster lehnen und mit einer kurzen Sidewinder-Lösung ein schön mittenzentriertes Layout entwerfen.
Spätestens jetzt war auch klar, dass die Sofalandschaft eher eine kleine Sitzecke werden sollte – Aber passend zum klassischen Gerippe in einer kunststoffreien Art und Weise ohne übertriebene Ecken und Kanten. Da es ein wenig mehr Kontur als ein gerader Sitzbalken dann doch sein durfte (man kann es mit oldschool ja auch übertreiben), schweißte Thorben den Heckträger so in Form, dass die daran angepasste Sitzbank ein Höckerprofil ergab. Apropos schweißen: Auf diese Weise erschuf der Baumeister auch noch neue Haltepunkte für den Benzinkanister, den in diesem Fall eine Suzuki GSX 1400 beisteuerte. Der Bottich bringt mit als seiner wohlkonturierten Wuchtigkeit die Mittenzentrierung wunderbar auf den Punkt.
Wunderbar ins Konzept fügt sich auf die Benelli-Schwinge ein, die für eine erfolgreiche Funktionsaufnahme im GSX-Fachwerk ein paar Millimeter Breite im Bereich der Rahmenaufnahme einbüßen musste und zudem eine neu zu erschaffende Federbeinaufnahme einforderte – die GSX federte nämlich noch mit Stereo-Knochen, auf die weder Claudius noch Thorben oder die Benelli-Schwinge Bock hatten. Als kleine Wiedergutmachung zogen dafür auch gleich die schnieken Fünfspeicher der italienischen Triple-Wumme mit ein.
Als letzter, aber prägendster Design-Schnipsel war dann die Visage der GSX an der Reihe – und da eine asymmetrische Scheinwerfer-Anordnung alleine etwas lieblos wirkte, schnitzte Thorben aus Stahlblech eine Art Lampenmaske im Frischgräten-Style – wobei das Spantgerüst eines Schiffes für diesen ganz Besonderen Dampfer wohl die bessere Assoziation ist.
Modell: Suzuki GSX 1100 E, Baujahr 1981
Motor: Suzuki Bandit 1200 mit GSX-R 1100 Nockenwellen, GSX-R 750-Zündbox, Mikuni TMR 36-Flachschiebervergasern und K&N-Einzelluftfiltern
Auspuff: Vance & Hiners-Krümmer mit Speedproducts-Schalldämpfer
Serie mit modifiziertem Heckrahmen, pulverbeschichtet
Schwinge: Benelli TNT
Gabel: Kawasaki ZZR 1400 mit Spiegler-Aufsatz
Felgen: Benelli TNT, 3,5×17 vorn, 6×17 hinten
Bremsen: Zangen: Kawasaki vorn, Benelli hinten; Scheiben: Benelli; Stahlflexleitungen
Fußrastenanlage: Gilles Tooling
Tank: Suzuki GSX 1400
Sitzbank: Eigenbau
Kotflügel: LSL
Beleuchtung: Zubehör-Scheinwerfer, Yamaha R6-Rücklicht, Ochsenaugenblinker
Sonstiges: Fehling-Lenker, ZZR 1400-Federbein, Griffe und Bremsflüssigkeitsbehälter von Rizoma, Highsider-Spiegel, Tacho und Taster von Motogadget, Klarsichtmotordeckel