Manfred und Thorben sind an dieser Stelle schon zwei alte Bekannte. Wenn Zweiterer für Ersteren ein Motorrad (um)baut, wird es meist oldschoolig – aber selten so im Wortsinne fett wie in diesem Fall.
Die Honda CBX ist völlig zu Recht ein absolut Kultobjekt. Genau genommen bezieht sich das in erster Linie auf 1,1 Liter großen ihren Reihensechszylinder. Aber man kann es durchaus auf die ganze Maschine beziehen: Aus viel mehr besteht sie nämlich kaum. Zumindest nicht aus viel mehr Verwertbarem. Ganz im Geiste der Siebziger lag der Fokus absolut auf dem Motor, während fahrwerksseitig eben hingenommen wurde, was der Stand der Technik war – ungeachtet dessen, dass diese Technik schon mit halb so großen und starken Triebwerken an ihre Leistungsgrenze oder darüber hinaus gebracht wurde. Immer: Die optische Linie der damaligen Zeit ist auch heute noch der Stoff, aus dem die Klassikerträume sind.
Teilchenbeschleuniger
Die Stoßrichtung des Umbaus war so gesehen klar: Ein standesgemäßes Fahrwerk verpflanzen und dessen Peripherie so weit straffen, dass alles im stilistischen Fluss ist, der alte Geist aber noch einen würdigen Alterssitz vorfindet. Die neuen Gräten würden indes nicht nur auf das Fahrverhalten entscheidenden Einfluss haben: Auch die Optik gewinnt ganz erheblich, wenn die Schrankwand von einem Motor nicht nur von spindeldürren Gabelbeinchen, in denen pizzabreite Trennscheiben rotieren, umspült wird. Also begann Thorben die Teile-Recherche ….
… und stieß schnell auf Brocken, die in Summer ihrer Eigenschaften das so ziemlich einzig Wahre für einen CBX-Umbau wie diesen zu sein schienen. Die Schwinge aus der Yamaha XJR etwa konnte bei allen entscheidenden Parametern überzeugen: Nicht nur hatte sie Aufnahmen für klassische Stereo-Federbeine an Bord; rahmenseitig war sie schmal genug, dass weder am Rahmen, noch an der Schwinge Material entfernt werden musste, sondern der Doppelbalken viel mehr mittels entsprechend zurechtgedrehter Buchsen millimetergenau austariert werden konnte. Am anderen Ende war sie dennoch darauf ausgelegt, eine Felge in zeitgemäßer Dimension zu tragen. Im Falle der XJR war es ein Fünfeinhalb-Zöller, aber wo der wohnt, passt auch ein Sechs-Zoll-Exemplar (in diesem Fall kommen Y-Speicher von Aprilia zum Einsatz, die für Gesamteindruck der Maschine definitiv ein gediegenes I-Tüpfelchen aufsetzen. Auch die Gabel aus einer Kawasaki ZZR 1400 könnte kaum geschaffener für eine CBX sein: Funktional auf der Höhe, auf Leistung ohne Ende eingestellt, in Sachen Fahrzeuggewicht Kummer gewöhnt – und lang genug für ein altes, großes Naked-Bike, was bei USDs alles andere als selbstverständlich ist.
Ganz ohne Anpassungen kam aber auch das Outfit nicht davon. Von frisch gemachten Details wie Beleuchtung, Spiegeln, Instrumenten und Armaturen betrifft das vor allem die Sitzbank, die in ihrer grundlegenden Form zwar erhalten werden, aber im Sinne einer dynamischen Ausstrahlung doch etwas eingedampft werden sollte. Fünf Zentimeter schnitt Thorben an unauffälliger Stelle aus dem Höcker und laminierte ihn neu zusammen, weitere Kürze holte er aus dem Mega-Rücklicht, das mehr als genug Fleisch zum entnehmen auf den Rippen hatte. Eine etwas konturiertere Sitzbank brachte noch einen Extra-Schuss optische Dynamik mit sich. Dass auch die spürbare nicht zu kurz kommt, garantieren Flachschieber mit offenherzigen Luftfiltern in Kombination mit einer akribischen Abstimmung. Nicht, dass dem neuen Fahrwerk noch langweilig wird.
Modell: Honda CBX 1000 CB1
Motor: Serie mit Mikuni-Flachschiebervergasern, K&N-Einzelluftfiltern und Setrab-Ölkühler, Halterungen und Seitendeckel von GSG Moto
Auspuff: Serien-Krümmer, Speedproducts-Schalldämpfer
Rahmen: Serie
Schwinge: Yamaha XJR 1200
Gabel: Kawasaki ZZR 1400 mit Spiegler-Brücke
Felgen: Aprilia RSV Mille, 3,5×17 vorn, 6×17 hinten, mit Chrom-Pulver beschichtet
Bremsen: Kawasaki vorn, Aprilia hinten, Zubehör-Scheiben, Stahlflexleitungen
Fußrastenanlage: Serie, Fersenschutz ausgesägt
Tank: Serie
Höcker: Serie, modifiziert, Sitzbank mit Kunstlederbezug
Instrumente/Anzeigen: Daytona mit Eigenbau-Haltern und -Alukappen
Scheinwerfer: Zubehör mit Honda Hornet-Haltern
Sonstiges: modifizierter Kabelbaum, Eigenbau-Kennzeichenhalter, LED-Blinker, modifiziertes Serien-Rücklicht, ABM-Lenker, LSL-Lenker, Kotflügel von Suzuki GSX-R 1000 K4 mit Eigenbauhaltern, Rückspiegel von Honda CB Seven Fifty