Kawasakis Zehner, insbesondere die der ersten Baureihe, sind – ungeachtet szeneinterner Definitionen – ab Werk wahre Straßenkämpfer: böser Blick, ein noch böserer Antrieb (ohne jegliche elektronische Entschärfung) und ein angemessen fleischiges Fahrwerk. Nur leider am Ende trotzdem noch ein antiindividueller Fließband-Becher.
Angesichts der objektiven Qualitäten des Brecheisens liegt es umso näher, aus dieser Kawa einen definitionsgerechten Streetfighter zu fummeln – umso mehr, wo die Brutalos der ersten Generation mittlerweile ziemlich günstig abzugreifen sind. Auch Heiko konnte dieser Verlockung nicht widerstehen.
Kawasutra
Bei derartigen Superbikes ist es bei allem Willen zum Umstricken durchaus üblich, das Chassis im Urzustand zu belassen. Die ZX-10R ist ein anschauliches Beispiel dafür, warum das so ist. Die Upside-down-Gabel lässt es an nicht, wirklich nichts missen, was man sich als Fighter-Dompteur an seinem Eisen wünscht: Fette Dimensionen, edler Gold-Teint und ganz nebenbei auch noch beste Bewertungen im Arbeitszeugnis. Also Haken dran – und eine Maske. Dass die auch aus dem Kawasaki-Baukasten stammt, ist allerdings weniger der bedingungslosen Markentreue geschuldet, als viel mehr der Tatsache, dass die grünen Designer auch an ihre zeitgenössischen Offroad-Bikes bemerkenswert durchgestylte Beleuchtungseinrichtungen installieren. Genau nach des Fighters Geschmack, und dass sich der Eumel auch an der Ninja hervorragend einfügt, liegt wohl auch an den Kawa-Genen.
Wobei vom ursprünglichen Zehner-Outfit erkennbar wenig übrig geblieben ist. Der von Haus aus sehr markante Tank halt, dem eine Wanne für die Vesenkung des serienmäßigen Mäusekinos eingeschweißt wurde. Von dort an weiter nach hinten ist indes rein gar nichts mehr original, noch Kawasaki. Das Heck musste eh um jeden Preis weichen – ist dieser Umbau doch der Kern dessen, was von einem Streetfighter aus Fleisch und Blut als ein Streetfighter aus Metall und Kunststoff anerkannt wird. Der dafür nötige Heckrahmen wurde aus Stahlprofilen maßgeschneidert und konnte an den gottgegebenen Ankerpunkten verschraubt werden.
Der finale Hingucker und neben dem Heck schwerwiegendste Umbau lauert eine Etage tiefer: Nicht, dass die originale Kawasaki-Schwinge eine schlechte Figur gemacht hätte – andere Individualisten lecken sich die Finger danach, den Ausleger der Zehner in ihrem Alteisen zu verankern. Aber original bleibt halt original und damit nicht zwingend erstrebenswert – wenn Alternativen wie den Einbaum aus einer MV Agusta Brutale gibt. Der ist rein abstammungsbedingt schon erheblich seltener zu sehen – und er ist eben eine Einarmschwinge, die zudem noch mit einer explizit attraktiven Felge verpaart ist. Zu der Entscheidung für die Italo-Schwinge dürften dennoch auch rationale Motive beigetragen haben: Sowohl von der Breite als auch an der Federbeinaufnahme passt das Teil, ohne dass man irgendwelche Fräs- oder Schweißaktionen starten müsste. Mit einem Satz neuer Lagerbuchsen meldete sich der Prengel zum Dienst.
Modell: Kawasaki ZX-10 R
Motor: Serie
Auspuff: Serienkrümmer mit Shark-Shalldämpfer
Rahmen: Serie mit Eigenbau-Heckrahmen, lackiert/gepulvert
Gabel: Serie
Schwinge: MV Agusta Brutale
Felgen: Serie 3,5×17 vorn, MV Agusta 6×17 hinten
Bremsen: Serie vorn, MV Agusta hinten, Stahlflexleitungen
Tank: Serie mit eingelassenem Serieninstrument
Maske: Kawasaki KLX 125
Höcker: MGM
Bugspoiler: Big-Bike
Sonstiges: K&N-Luftfilter, LSL-Lenker, Gilles-Fußrastenanlage, Eigenbau-Kotflügel, Motogadget-Lenkerendenblinker, Highsider-Blinker/Rück/Bremslicht hinten