Wir riskieren heute mal einen Griff ins Klo – und präsentieren ein Motorrad, an dem eigentlich nicht viel umgebaut ist. Da Scheuklappen Ackergäulen und Tunnelblicke Vollrauschlern vorbehalten sind, nehmen wir einfach mal den grundlegendsten aller Faktoren als Maßstab: für eine Würdigung: geiler Scheiß.
Und bei dem hier zu sehenden Zossen kommt noch erschwerend hinzu, dass er aus Gründen ab Werk einen Exklusivitätsanspruch hat, den man beispielsweise mit einer Fireblade mit RC36-Schwinge nur unter Zuhilfenahme weiterer umfangreicher Eingriffe erreichen kann. Die Ducati XDiavel ist nicht nur ein teures Biest, sondern verkörpert auch das Maximum an Unvernunft, das in Zeiten digitaler Fahrhilfen noch möglich ist. Das manifestiert sich schon alleine in den extrem weit vorne angedübelten Fußrasten, die so ziemlich das einzige sind, was darauf hindeutet, dass Ducati diese V2-Wumme eigentlich als Cruiser neben der “normalen” (äh, in Relation zur X halt) Diavel, die genau das nicht sein durfte, konzipiert hat.
Edel, laut und… was?
Erik ist diese Kategorisierung weitgehend wurscht – für ihn ist die Diavel ein heftig motorisierter Brocken, der die Kraft im Überfluss und die Entschlossenheit, diese auch von der Leine zu lassen, schon auf dem Katalogbild ausstrahlt. Zur seiner Muscle Bike-Experience gehörte allerdings auch irgendwann die Erkenntnis, dass man keine alte Vmax mit Wabbel-Chassis, Grobe-Kelle-Motor und dem Lebendgewicht von drei Elefantenkälbern braucht, um sich fürstlich zu zersägen …
Zum Glück war der Zwischenfall nicht so gravierend, dass man die Wertanlage nicht wieder herrichten konnte. Auf Originalität legte Erik dabei keinen expliziten Wert – einzig die Machart der XDiavel ist insgesamt so exklusiv, dass man für Umbauten nur wenig Angriffsfläche mit wirklichem Verbesserungspotenzial findet, wenn man nicht gerade eine komplett andere Optik oder umbauen um des Umbauens willen möchte. Also fasste Erik sein Rekonstruktionskonzept so zusammen: “Edel, laut und sehr viel Understatement”. Über die Definition von Understatement (und dann auch noch sehr viel davon) kann man im Zusammenhang mit einer Ducati Diavel diskutieren. Aber okay: Er hätte sie auch Neon-Pink mit Glitzer-Airbrush lackieren und eine Lichterkette um den Oberzug der Schwine wickeln können.
Tat Erik, Gott (oder wem auch immer) sei Dank, nicht, sondern fokussierte sich auf Edel und laut: Für Ersteres zeichnen vor allem die wirklich leckeren Felgen aus dem S-Modell der XDiavel verantwortlich, die auch ein paar andere Gadgets wie Spiegel oder das Lack-Konzept beisteuern durfte. Auch die Alcantara-Sitzbank lässt die Duc nicht gerade fließbandhafter wirken. Für Letzteres ist die Termignoni-Soundmaschine eine verdammt gute Wahl – zumal sie schon mit ausgeschaltetem Motor die Ohren erigieren lässt und einfach einen verdammt räudigen (und damit perfekt zu diesem Eisen passenden) Eindruck vermittelt. Ein weiter entscheidender Schritt weg vom Schaukelstuhl hin in Richtung aggressivem Reißer ist auch der selbstgenerierte Lenker, der die gesamte Optik perfektioniert und auf Attacke polt. Das war es freilich noch nicht an weiteren Detail-Veränderungen, die in Summe diesem scheinbar so originalen Bike dann doch den entscheidenden Vorsprung gegenüber den absolut unveränderten Diavels verschaffen. Aber dafür verweisen wir an dieser Stelle einfach mal auf das nun folgende Datenblatt:
Basismodell: Ducati XDiavel, Baujahr 2016
Motor: Serie, Steuergerät optimiert, K&N-Luftfilter
Auspuff: Termignoni
Rahmen: Serie
Gabel: Serie mit Eigenbau-Lenker
Hebel: Ducabike
Griffe: Rizoma
Spiegel: S-Line
Räder: S-Line
Bereifung: 120/70-17, 240/45-17
Bremsen: Serie mit Ducabike-Flüssigkeitsbehältern und Stahlflexleitungen
Fußrastenanlage: Ducabike
Tank: Serie
Höcker: Serie mit gestepptem Alcantara-Sitz
Kotflügel: Serie
Bugspoiler: Serie
Instrumente/Anzeigen: Serie
Scheinwerfer: Serie
Blinker: Motogadget
Lackierung: S-Line
Sonstiges: offener Kupplungsdeckel, offene Ritzelabdeckung, Carbon-Fender hinten, Soziusabdeckung, seitlicher Kennzeichenhalter