Michael fand Yamahas XJR in ihrer naturgegebenen Form schon ziemlich super. Zumindest so lange, bis er irgendwann selbst eine hatte.
Denn so richtig aus der Nähe fiel ihm dann doch auf, wie wuchtig die zugegeben ziemlich bequeme Liegewiese auf dem Heckrahmen des luftgekühlten Kult-Eisens ist. Mit dieser Wahrnehmung steht er selbst in Reihen der XJR-Freaks nicht alleine da – so dass es mehr als eine Möglichkeit gibt, den Hintern der Dicken mit überschaubarem Aufwand deutlich zu straffen.
Eins zum anderen
Eines der begehrtesten weil gelungensten Konzepte für diesen Zweck hört auf den Namen “Hoorbecker”-Heck – eine mittlerweile rare Kleinserie, sie zwar das Volumen des Heckabteils drastisch reduziert, andererseits aber keine komplette Heckrahmen-Neukonstruktion erfordert, sondern sich mit einer vergleichsweise simplen Einkürzung des stählernen Fachwerks begnügt. Dass man mit dieser Lösung auch die Serien-Sitzbank weiternutzen kann, beschwichtig am Ende auch diejenigen, die bei einer Heckreduzierung auch Komforteinbußen befürchten.
Wie euch sicher nicht entgangen ist, war Michaels Umbaudrang damit aber nicht gestillt, sondern eher erst so richtig ausgebrochen: Das Fahrwerk ist komplett neu und eine typische Patchwork-Geschichte: Die Upside-down-Gabel entstammt einer Yamaha R1, die auch die Felgen vorne wie hinten spendete. Die fetten CNC-Gabelbrücken erklären sich nicht nur durch die Optik, sondern auch dadurch, dass man mit so einer nach unten gekröpften Spezialanfertigung ausgleichen kann, dass die YZF-Beine eigentlich ein gutes Stück zu kurz für die dicke Nackte sind.
Die Schwinge durchbricht dann das Yamaha-Familienidyll – was Michael aber nicht im Geringsten stört, denn das radführende Rohrgeflecht der Kawasaki ZRX steht fast jedem klassisch angehauchten Motorrad und somit natürlich auch der klassischen XJR-Stahlschleife ganz hervorragend. Dass sie sich auch ziemlich dankbar in die 1300er verpflanzen lässt, macht die Schwingenwahl für Micha zu einer denkbar einfachen.
Da er kein oberflächlicher Mensch ist, achtet Michael natürlich nicht nur bei seinem Mitmenschen, sondern auch bei Motorrädern auf die inneren Werte – und da sah er bei seiner XJR gleichermaßen Potenzial und Verbesserungsbedarf. Mit einer bewährten Modifikation an Luftfilter und Ansaugstutzen, einer optimierten Zündung, neu bedüsten Vergasern und einer akribischen Abstimmung auf die Laser-Schalldämpfer knackte er nicht nur die 98-PS-Marke ganz erheblich, sondern baute auch noch die Drehmomentausbeute aus und – in diesem Zusammenhang besonders bemerkenswert – musste den Mehrwert nicht an der Tankstelle bezahlen, sondern bekam sogar Rabatt: Der Verbauch sank um bis zu anderthalb Liter!
Kein Wunder, dass Michael von der Summe seiner Eingriffe so überzeugt ist, dass er noch eine lange To-do-Liste für seine XJR in der Werkstatt hängen hat und die hier zu sehenden Bilder vermutlich schon eher ein Zeitdokument als eine topaktuelle Bestandaufnahme sind …
Basismodell: Yamaha XJR 1300 SP, Baujahr 2000
Motor: Serie mit modifiziertem Ansaugtrakt und umbedüsten Vergasern
Auspuff: Serie mit angepassten Laser-Schalldämpfern
Rahmen: Serie mit gekürztem Heckrahmen
Schwinge: Kawasaki ZRX 1100
Gabel: Yamaha R1 RN01 mit CNC-Gabelbrücken
Räder: Yamaha R1 RN01, 3,5×17 vorn, 6×17 hinten
Bremsen: R1 vorn, ZRX hinten, Stahlflexleitungen
Tank: Serie
Heck: Hoorbecker mit Serien-Sitzbank
Instrumente/Anzeigen: Motogadget
Scheinwerfer: Shin Yo “Iowa”
Blinker: Shin Yo mit Brems-/Rücklicht hinten
Rücklicht: Shin Yo LED
Sonstiges: LSL-Lenker, Highsider-Spiegel, Pazzo-Hebel, Rizoma-Griffe, Zündschloss verlegt, Eigenbau-Lenkschloss