Man kann Motorräder veredeln, tunen oder je nach Anspruch und Fähigkeiten umbauen. Oder man aus nicht viel mehr als dem Nichts ein Kunstwerk erschaffen.
Eddie hat dank seiner eigenen Custom-Schmiede Zeit und Möglichkeit, so ziemlich alles zu schaffen – für die Kundschaft öfter mal eine der ersteren Optionen, sobald er frei von der Leber weg schaffen kann, wird es dann doch meist heftig. In diesem Fall wollte er eigentlich nur ein Versuchsträger für Tasterschalter auf die Gummis wuchten – aber wenn man selbst für diesen Zweck einen RAU-Spezielrahmen heranziehen mag, liegt auf der Hand, dass die Lawine nicht an der ersten Tanne hängen bleibt …
Goldenes Handwerk
Okay, der Elfer-Block und die vordere Extremität aus dem Suzuki-Regal sind nicht der Kreativität letzter Schluss, aber zum einen darf auch bei einem noch so extravaganten Reiteisen auch der Pragmatismus ein zumindest kleines Wörtchen mitreden – und zum anderen spielen die Eigenbauten an diesem Gerät eine dermaßen große Rolle, dass das bisschen Großserie kaum mehr auffällt. Und wenn doch, eher dafür sorgt, dass man auch als Normalo dem Wesen der Maschine noch halbwegs folgen kann.
Die Sitzgelegenheit aus GFK ist eine Einzelanfertigung von Eddie, und da sein Kopfkino zumeist ziemlich präzise Visionen produziert, sah er auch keinen Anlass, den Höcker um den vorhandenen Heckrahmen am RAU-Gerippe zu schmiegen. Soll heißen: Das Fundament wurde ebenfalls komplett neu aufgesetzt und an Ort und Stelle geschweißt.
Auch ein originaler RAU-Tank wäre für dieses Umbau-Ausmaß eher ein Abtörner: Also rubbelte Eddie so lange an einem Modellschaumklumpen herum, bis dieser die Form eines einigartigen, das RAU-Thema aber zumindest nicht verleugnenden Spritbottichs bekommen hatte. Im Sinne der Reichweite und der Lackierbarkeit formte er das Fass dann nochmal mit 0,8er Stahlblech nach, was neben den offensichtlichen auch noch den Vorteil hatte, dass er eine ebenso simple wie geniale visuelle Tankanzeige in die Flanke schnitzen konnte.
Während die Hinterradführung zumindest an diesem Bike relativ gewöhnlich wirkt (sofern man eine auf Triumph-Antrieb umgebaute RC36-Schwinge mit PVM-Felge so bezeichnen mag), ist die Feinstaub-Pipeline wieder ein Kunstwerk für sich: in kreativer Hinsicht, weil sie sich ebenso dezent wie markant um die Schwinge schmiegt und in einer Zierspitze mündet – und in handwerklicher Hinsicht, weil zum einen durch das Geschlängel genug leistungsfreundliche Baulänge erreicht wird und dank Vorschalldämpfer schlanke Optik und sozialverträgliche Verdauungsgeräusche kein Widerspruch sind.
Bevor ich mich jetzt dem ohnehin aussichtlosen Unterfangen widme, euch all die entdeckenswerten Details an diesem (nicht nur) Show-Bike herunterzubeten, empfehle ich einfach, sich umso mehr auf die Bilder zu stürzen und selbst auf Entdeckungsreise zu gehen! Wäre doch gelacht, wenn nicht die eine oder andere Inspiration auch für geringfügig weniger ambitionierte Projekte dabei wäre …
Basismodell: RAU-Suzuki
Motor: 1992er Suzuki GSX-R 1100 mit Setrab-Ölkühler
Vergaser: Flachschieber mit offenen Trichtern
Auspuff: Eigenbau mit Speedproducts-Schalldämpfer
Rahmen: RAU mit Eigenbau-Heckrahmen
Schwinge: Honda RC36/1 mit Triumph-Antrieb
Gabel: Suzuki GSX-R 1100 mit Eigenbau-Brücken und -Covern
Räder: Suzuki GSX-R 11000 3,5×17 vorn, PVM 6×17 hinten
Bremsen: Suzuki GSX-R 1100 vorn, Honda RC36 hinten, Stahlflexleitungen
Höcker: Eigenbau
Tank: Eigenbau
Scheinwerfer: Highsider LED