An potenten Fahrmaschinen hat es Paul nie gemangelt – deshalb war es ihm ein Bedürfnis, die nächste Stufe des Motorrad-Wahnsinns zu zünden. Diese landete dann in Form eines großen Haufens Alurohre vor seiner Haustür.
Nein, er hatte nicht den Restecontainer vom Baumarkt mitgehen lassen. Ganz im Gegenteil: Paul hatte den Sparstrumpf geplündert, um sich aus England ein Spondon-Rahmengeflecht zu bestellen. Und auch wenn die Lieferzeit von einem Jahr seine Geduld auf die Probe stellte (zum Glück hatte er zum Ablenken ja noch andere fahrbereite Pferde im Stall), begann das eigentlich Geduldsspiel erst jetzt – aber nun wenigstens eines, zu dem er aktiv beitragen konnte.
Es lebt! Und es brüllt
Der erste Schritt, um das Skelett zum Leben zu erwecken, war natürlich die Implantierung eines Herzens. Gedanken über dessen Spender hatte sich Paul natürlich schon vor der Bestellung gemacht, um den Rahmen entsprechend konfiguriert vorzufinden. Reaktor der Wahl war, wie so oft in Fighter-Kreisen, ein öliger 1100er Block aus einer Suzuki GSX-R. Die Kombination aus oldschooliger Rippenoptik, massivem Leistungs-Output und gut handzuhabender Technik macht den dicken Reihenvierer eben einfach unwiderstehlich. Die besagte Handhabbarkeit der Technik wurde dann aber auch voll ausgekostet: Paul behängte den Block mit Keihin-Flachschiebern, offenen Ansaugtrichtern, einem Yoshimura-Krümmer, der von einem kleinen Akra-Krachmacher getoppt wird. Geiler Scheiß, der aber eben auch akribisch abgestimmt werden muss, um so geil zu laufen, wie er sich auf dem Papier liest.
Ehrensache, dass nach Edelrahmen und maximal wertiger Triebewerkskonfiguration sich auch das Fahrwerk nicht aus gebrauchter Fließbandware zusammensetzen sollte: Die Schwinge war ja ohnehin Bestandteil der Spondon-Lieferung, als Fundament für das Vorderrad gönnte sich Paul eine nagelneue Öhlins-Forke, die er in eigens in Auftrag gegebenen CNC-Brücken verankerte. Ehrensache, dass da auch die Kringel selbst nicht hintenanstehen durften: Magnesium-Felgen sollten es schon sein – und hinten auch ein bisschen mehr, als man gemeinhin auf den Mopedparkplätzen der Nation zu Gesicht bekommt: 6,75 Zoll Breite sorgen dafür, dass der 200er-Gummi-Donut nicht nur im Fahrzeugschein eine gute Figur macht.
Der extrem klassische Fighter-Lacksatz ist einfach ein Dokument der Zeit, in der Paul seine Spondon einst auf Kiel legte – einige Lenze hat der Brenner schon kommen und gehen sehen und sich dabei nur in Details verändert. Aber da auch das Alu-Geflecht naturgemäß von einem leichten Vintage-Touch umweht wird, macht das Ding nach wie vor eine absolutz geile und stimmige Figur – selbst der gemessen am edlen Gesamtkonstrukt eher grobschlächtig wirkende Tarnlack passt irgendwie trotzdem – und macht Pauls Spondon zu einem gleichermaßen schnieken wie erdigen Brüllwürfel. Und dass letztere Bezeichnung nicht nur so dahergesagt ist, macht der Blick auf das bisschen Auspuff am fetten Motor auch ohne Hörprobe unmissverständlich klar …
Basismodell: Spondon
Motor: Suzuki GSX-R 1100
Vergaser: Keihin FCR39 mit offenen Trichtern
Auspuff: Yoshimura-Krümmer mit Akrapovic-Auspuff
Rahmen: Spondon
Schwinge: Spondon mit Ducati-Antrieb
Gabel: Öhlins mit CNC-Brücken
Felgen: Marving Magnesium, 3,5×17 vorn, 6,75×17 hinten
Bremsen: Braking-Scheiben mit 8-Kolben-Zangen vorn, Ducati komplett hinten, Stahlflexleitungen
Fußrastenanlage: Spondon
Tank: Spondon
Höcker: Bimbos
Maske: Bad-Bikes
Kotflügel: MGM
Sonstiges: Öhlins-Federbein, FD-Brems und -Kupplungspumpen, Renthal-Lenker, KTM-Schalter, Motogadget-Tacho, Kellermann-Blinker, Shin Yo-Rücklicht, Pingel-Benzinhahn