Nachdem Uwe bei mehreren Umbau-Projekten auf edle MV Agusta-Komponenten zurückgegriffen hat, stelle sich die naheliegende Frage: Warum nicht gleich mal so eine exklusive Italienerin als Basismaschine nehmen? Dass er auf diese Frage keine. Antwort hatte, sehr ihr hier.
Als Basis war die Brutale aus dem Hause MVA nahezu alternativlos – nicht nur wegen des schön fightet-mäßigen Namens, sondern umso mehr, weil sie in ihren zahlreichen Varianten das meistverkaufte und somit am besten verfügbare Motorrad des Hauses ist. Uwe sucht sich seine Maschinen aus Kostengründen grundsätzlich aus Einzelteilen zusammen. Ohne ende geschraubt werden muss ja so oder so. Dabei zielte er zunächst auf die Brocken einer 920er Brutale ab, deren Motor sich aber als zu elektronikverseucht entpuppte, um die Peripherie im großen Maßstab zu ändern. Macht ja nix, der 910er Reihenvierer macht seinen Job kaum schlechter, nur ungleich analoger. Da er (und auch sonst so ziemlich alle Teile mit Ausnahme der Gabel) der 920er bei aller äußerlichen Ähnlichkeit nicht zu denen der 910er passen, setzte ein durch den Motor ausgelöster Domino-Effekt ein, der erst endete, als quasi eine kompletter Brutale 910 vor Uwe lag.
Italian Stallion
Komplett ist in so einem Fall natürlich hochgradig relativ. Vom Lacksatz erinnert nur der Tank an die MV Agusta-Herkunft; Maske und Höcker stammen aus dem Portfolio einschlägiger Fighter-Ausstatter, wofür der Heckrahmen wenn auch nicht neu gemacht, aber zumindest angepasst wurde. Das Heckabteil hält mit seinem Aprilia RSV-Look die italienische Fahne hoch – und auch sonst kehrte Uwe sein bisheriges Rezept nicht so konsequent um, dass er japanische Fließbandware an eine MV Augusta hängen würde. Ein bisschen mehr Extravaganz darf es bei so einer Basis dann doch sein – und die ist ihm insbesondere in Form der Felgen eindrucksvoll gelungen: Er gönnte sich einen Satz Räder von einer Ducati Diavel, der gleich auf mehreren Ebenen punkten kann: Das Design ist exklusiv und passt zur Brutale; das Hinterrad ist mit acht Zoll von Haus aus breit genug für den 240er Schlappen, den Uwe haben wollte; und der Gesamtaufbau bleibt auch noch konsequent italienisch.
Dass es so schicke Schuhe nicht ohne Gegenleistung (über den finanziellen Aufwand hinaus) gibt, versteht sich von selbst. Und das stellt für Uwe weniger einen Hinderungsgrund, sondern vielmehr eine willkommene Herausforderung dar: Hinten musste der Bremsanker umgebaut und der MV-Exzenter an die Ducati-Achse angepasst werden, vorne musste die Felge abgedreht werden, um in die Gabel zu passen. Für die Bremsscheiben gab Uwe komplett neue Ankerteller in Auftrag. Und auch in Sachen Elektronik gab es noch mehr als genug zu fummeln (selbst beim 910er noch): Von anderthalb Jahren Bauzeit ging fast die Hälfte zum Strippenziehen drauf.
Das Ergebnis belohnt aber definitiv für alle Mühe und lässt Uwe auch hinterher keine Antwort auf die Frager finden, warum man nicht mal eine MV Augusta umbauen sollte. Man muss es halt nur können und wollen.
Modell: MV Agusta Brutale 910 S, Baujahr 2005
Motor: Serie, lackiert, mit Powercommander, Luftfiltergehäuse modifiziert
Auspuff: MV Corse-Krümmer, Arrows-Schalldämpfer, Eigenbau-Verbindungsstück
Rahmen: Serie mit modifiziertem Heckrahmen, pulverbeschichtet, Echt-Carbon-Auflage
Schwinge: Serie mit Echt-Carbon-Auflage
Gabel: Brutale 920, obere Brücke modifiziert
Felgen: Ducati Diavel, 3,5×17 vorn, 8×17 hinten
Bremsen: Serie mit Wave-Scheiben
Fußrastenanlage: MV Agusta F4 1000
Höcker: Bad-Bikes
Maske: GfK-Metz mit LED-Scheinwerfern
Bugspoiler: MV Corse
Sonstiges: Motogadget-Tacho, Racetronics-Taster, Kellermann-Blinker mit Brems-/Rücklichtfunktion, Carbon-Kotflügel, MGM-Lenker, Sachs Competition-Federbein, Highster-Spiegel, Rizoma-Griffe, China-Hebel, BMC-Luftfilter