Kann man ein Quad als Einstieg in die Motorradwelt bezeichnen? In Alexanders Fall schon: Schließlich kurvte er mit dem vierrädrigen Etwas an der Seite seines Bruders zu Motorradtreffen und ebnete ihm so den Weg in einspurige Sphären. Und da er schon das Quad nicht original belassen könnte, führte dieser Weg auch dorthin, wo es für uns interessant wird.
Nämlich zu massiv umgebauten Motorrädern. Die Yamaha R1, die als Mittel zum Zweck ausgewählt wurde, musste mach dem ersten umfassenden Angriff auf die Optik (das klassische Fighter-Outfit) aber zunächst etwas anderes massives über sich ergehen lassen, bevor sie in die hier zu sehende Form gegossen wurde: einen Unfall. Bei einer Ausfahrt ging Alex mit einem anderen Bike auf unsanfte Tuchfühlung, dass sich an einer strategisch ungünstigen Stelle – nämlich mitten in einer Kurve – zu einer spontanen Stopp entschlossen hatte. Kann für Mensch und Maschine noch deutlich schlimmer ausgehen, als es in dieser Situation tat. Aber die Arbeit an der R1 war größtenteils für die Katz.
Einbaum
mmerhin Schwinge und Gabel hatten den Crash wunderlicherweise ausreichend unbeschadet bestanden. Im Gegensatz zu den Rädern und – besonders verheerend – dem bei der RN04 noch fest mit dem Hauptgerüst verschweißten Heckrahmen. Abschrauben, neubauen, dranschrauben war also nicht. Manchmal im Leben ergibt es sich aber tatsächlich, dass aus besonders mistigem Mist etwas Produktives erwächst: Denn die Not, ohne Alu-Schweißerei eine trag- und eintragungsfähige Variante erdenken zu müssen, führte im Ergebnis zu der Monocoque-Konstruktion, die Alex’ R1 im wesentlichen prägt und zu einem ziemlich individuelles Eisen macht.
Jede Menge Stahl und Alex’ Skills als Kfz-Mechaniker machten es möglich, eine durchgehende Linie zu erschaffen, die nicht nur so aussieht, sondern tatsächlich weitgehend selbsttragend ist. Als Unterbau dient ein Gerippe, dass großzügig an den Tankflanken verschweißt ist, während es mittig an der hinteren Tankaufnahme ankert. Da eine Stoffbespannung zwar irgendwie lässig, aber am Ende doch nicht so ganz praxisgerecht gewesen wäre, wurde die Deckschicht schließlich doch aus Stahlblech geformt und endfest mit dem Fachwerk verschweißt. Dass Alex auf diese Weise dann auch gleich noch den Höcker als individuelles Einzelstück ausformen konnte, war im Zusammenhang mehr als nur ein positiver Nebeneffekt.
Mindestens genauso aufwändig wie der Bau der Stahlkonstruktion, aber auch gleichermaßen wichtig fürs Endergebnis, war die anschließende Spachtel- und Schleiforgie. Wenn besagtes Ergebnis am Ende aber so stimmig und auch in jeder objektiv messbaren Hinsicht absolut gelungen ist, ist das genau der Moment, in dem man weiß, wofür man sich diesen Stress antut. Und das ist so ein Punkt (einer von vielen), den man mit einem Quad sicherlich nur schwer hätte erreichen können …
Modell: Yamaha YZF-R1 RN04
Motor: Serie, lackiert
Auspuff: Serie mit Storm-Schalldämpfer
Rahmen: Serie, lackiert, mit Eigenbau-Heckrahmen
Schwinge: Serie, lackiert
Gabel: Serie mit Eigenbau-Covern und ABM-Brücke
Felgen: Serie, 3,5×17 vorn, 6×17 hinten
Tank: Serie, mit Höcker zum Monocoque vereint
Höcker: Eigenbau
Maske: Extremebikes, modifiziert
Kotflügel: MGM
Bugspoiler: MGM
Instrument: Motogadget
Sonstiges: Eigenbau-Sitzbank, CNC-Tankdeckel, MGM-Lenker, Zubehör-Kühlerblende, V-Trec-Hebel, Highsider-Spiegel, Kellermann-Lenkerendenblinker, Blinker/Rück-/Bremslicht-Kombi hinten