Timo hatte einen Traum. Nein, keinen feuchten, ihr Ferkel – zumindest nicht im herkömmlichen Sinn. Er träumte von einer heißen R1! Anno 2014 wurde der Traum wahr und eine aufgewärmte R1 fand als heißer Ofen den Weg unter Timos Hinterteil. Gut, das Lederhosen die Hitze etwas abhalten.
So fuhr er gebückt im Kreis Ost Holstein mit seiner schön warm verpackten R1 umher, um eines schönen Tages am Rastorfer Kreuz (Wochenend-Biker-Treff) Sören alias Flözi kennen zu lernen. Mann² kam ins Gespräch und irgendwie schien Flözi die R1 nicht heiß genug zu sein. Flözi gehört nämlich der kämpfenden Zunft an, die aus heißen Karren Material schmiedet, das zum Überkochen neigt. Nein, Flözi ist nicht in einem Kochstudio oder Profizinngießer. Flözi fährt Fighter und er ist auch nicht ganz unbegabt, wenn es um Rezeptänderungen an Krafträdern geht. Die Überzeugungsarbeit bei Timo war schnell erledigt und die R1 in die Halle von Flözi geschoben.
Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird
Wenn´s zu warm ist, zieht man sich aus. So auch die R1. Weg mit dem Gewand und her mit der knappen Bekleidung für die heiße Jahreszeit. Rahmen und Schwinge mussten einiges an Hitze, mindestens 200 °C, über sich ergehen lassen, denn nur so schmilzt das elektrostatisch angehaftete Farbpulver in der Brennkammer am Alu fest. Fast so warm, wie wenn ich (der Autor) einen Aufguss zelebriere. Zack, schwarz ist der Lack! Quasi voll verrußt, wie nach ´nem Brand. Aber da der Nikolaus die erwünschten Mopedteile nicht durch den Kamin schmeißt, denn der ist ebenfalls im Anwendungsfalle recht warm, muss man selbst einkaufen. So fanden irgendwie Höcker, Sitzplatte, Haltestange, Feuerlöscher (falls es wieder mal brennt), Maske, Spoiler, Spiegel und dergleichen auf dem üblichen Versorgungsweg in Flözis Halle.
Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt: Nachdem endlich der Kabelbaum seine Position gefunden hatte und alles fertig war, endete die Funktionsüberprüfung mit der Erkenntnis, dass das Messinstrument für künftige Ortsveränderungen, auch Tacho genannt, einfach nicht an der RN04 arbeiten wollte. Plan B: Einfach die Originalanzeige in das Spritfass einlassen. Funktionsprüfung 2.0 brachte leider auch kein Grinsen ins Gesicht, denn die Kiste sprang nicht an. Ständer rauf, runter, hin und her: Nichts brachte die Kiste zum Laufen. Ist das nicht der Moment, an dem Mann² am liebsten von Opa den Flammenwerfer 41 aus dem Keller holen und die Sache endgültig erledigen möchte? Nicht aber Flözi und Timo! In einer Geduldsprobe fanden sie den Wackelkontakt am Steuergerät und dann lief sie, die R1. Aber nicht wirklich lange, denn der Gleichrichter fackelte ab … Zu heiß! Auch der erste und zweite Ersatz versagte mangels thermischer Sensibilität seinen Dienst. Plan C: Regler an eine luftige Stelle montiert und Schluss mit Abbrennen. Jetzt brennt höchstens noch die Pelle beim nächsten Treffen.
Damit dem Timo künftig der Arsch nicht abbrennt, bauten die Burschen einfach nen Feuerlöscher an die R1. Zur Not könnte er künftige thermische Probleme gewiss lösen, wobei sein Kerngeschäft aus der Ausgleichung der sich ausdehnenden Temperaturregulierungsflüssigkeit besteht. Ergänzend wurden noch heiße Teile verbaut wie der Leuchtmittelträger von MGM an die Forke, ebenda von demselben Lieferanten der Bugspoiler sowie das Sitzmöbel (den Rahmen hierzu brutzelte der Flözi sogar selbst, indem durch extreme Wärmebehandlung die Metallstreben zum Verbund zwang!) und die vordere Radabdeckung gegen antigravitativ fliegende Exkremente norddeutschen Buntviehs. Diese Teile sollten aus Gründen der visuellen Ästhetik und zum Oberflächenschutz besser in Farbe getaucht werden. Die Wahl fiel hier, wohl zum Ausgleich der ganzen heißen Erfahrungen wegen, auf schickes RS6 Sepangblau von Audi. Blau, so wissen wir aus der Farbenlehre, ist eben eine kalte Farbe.
Andere wichtige Dinge zum Führen eines Krades wie eine Fehling Straight Bar auf ABM-Brücken (auch schwarz gepulvert), Hebel zum Bedienen der Verzögerungseinrichtung sowie der Trennung von Antriebskrafterzeugungs- und -übertragungselemente, Spiegel, Blinker von LSL etwa sowie ein feines M-Lock von Moto-Gadget werten die Kiste auf. Eine praktische „Handtasche“ links am Krad kompensiert verloren gegangenen Stauraum. Damit man sich nicht die Waden verbrennt (der Auto weiß, wie weh das tut und wie lange der Heilungsprozess andauert), wurde der Schallabsorbierer einfach was eingekürzt und, damit dem Bremsfuß nicht kalt wird, unter der rechten Raste fixiert. Und siehe da: Seit sämtliche thermischen Probleme beseitigt werden konnte, läuft die R1 problemlos – was auch sonst!
Basismodell: Yamaha YZF-R1 RN04, Baujahr 2000
Motor: Serie mit Feurlöscher als Kühlerausgleichsbehälter
Auspuff: Serie mit gekürztem MIVV-Schalldämpfer
Rahmen: Serie mit Eigenbau-Heckrahmen
Schwinge: Serie
Gabel: Serie mit Superbike-Brücke
Felgen: Serie, 3,5×17 vorn, 6×17 hinten
Bremsen: Serie mit Stahlflexleitungen
Tank: Serie mit eingelassenem Original-Tacho
Höcker: MGM
Maske: MGM
Bugspoiler: MGM
Kotflügel: MGM
Sonstiges: Fehling-Lenker, M-Lock-Zündschloss, Highsider-Spiegel, ABM-Hebel, LSL-Blinker, Magazzi-Griffe