Geilis großvolumiger Wasserkocher stand eigentlich schon auf der Abschussliste: Nicht nur dessen Fighter-Outfit aus der Zeit um die Jahrtausendwende erschien ihm nicht mehr up to date, sondern auch die Basis. Aber Kleider machen bekanntlich Leute – und die heute wie damals gefragten Kernkompetenzen des Straßenkämpfertums haben bekanntlich auch altgediente Gixxer-Modelle noch hervorragend drauf.
Es ist immer wieder erstaunlich, was für kompakt-straffe Outfits man um den Brocken von Motorstricken kann. Der charakteristisch aufragende Rahmen wirkt angesichts seiner im Vergleich zu aktuellen Konstruktionen schmalen Streben von Haus aus recht filigran – der fleischiger Vierzylinder katalysiert seinerseits diesen Eindruck – umso mehr, wenn die Maschine auch noch einen fetter Wasserkühler als Gallionsfigur vor sich herschiebt. Dass dieser auch im gestrippten Zustand nicht negativ auffällt, liegt nicht zuletzt an der nie ganz verkehrten Entscheidung, Chassis und Antriebskomponenten gleichermaßen mit einer konsequent schwarzen Deckschicht zu versehen.
Linientreu
Wenn der formgebende Anteil dann noch einen deutlichen Konstrast setzt (das hier gewählte Orange trifft perfekt den schmalen Grat zwischen Hingucker und Augenkrebs), ist das schonmal ein guter Schritt in Richtung einer stimmigen Optik. Umso mehr, wenn das schwarze Fundament die strikte farbliche Oben/Unten-Teilung mit ein paar beiläufigen (und natürlich passenden) farblichen Akzenten aufgelockert wird: In diesem Fall wären das die apfelsinenfarbene Kühlflüssigkeit und die Felgenrandaufkleber. Generell und umso mehr bei einer sich derart abhebenden Farbgebung des Lacksatzes entscheidet über die Stimmigkeit des Gesamtergebnisses weniger die Exotik der verwendeten Teile. Diese sind im Fall von Geilis Brenner nämlich vergleichsweise gewöhnlich – zumindest, wenn man Fighter-Umbauten und nicht den Polouis-Parkplatz als Referenz heranzieht. Eine perfekt austarierte Linie ist das Zauberwort. Und wenn man anschaut, wie präzise in diesem Fall Heckwinkel, Tankniveau und die Maske mit Hinblick auf beide Parameter austariert wurden und auch noch der Auspuffwinkel an die untere Höckerflucht angepasst wurden, kann man dieser Gixxer durchaus eine gewisse Vorbildfunktion attestieren.
Das Fahrwerk selbst blieb bis auf die finstere Pulverung unangetastet – zum einen dem reinen Pragmatismus geschuldet, zum anderen, weil die im Sinne einer optischen Auffälligkeit naheliegenden Änderungen von dem kompakt-stimmigen Eindruck eher ablenken, als ihn fördern würden – und zudem das Fahrverhalten nur bedingt zum Besseren beeinflussen würden. Und dass dieses Moped kein Messe-Model, sondern eine aktive Fahrmaschine ist und bleiben soll, sieht man ihr unzweifelhaft an. Einzige Änderung im Sinne der Fahrbarkeit ist die Adaption eines neuzeitlichen Federbeins, in diesem Fall aus einer kleinen K7-Schwester.
Designerische Straffung war die Leitlinie bei den Details: Die Gabelcover erfüllen eher den Zweck, die Gabel optisch zu glätten als sie einfach nur wuchtiger zu machen. Und der in die Lenkerklemmung eingearbeitete Minitacho ist ebenso typisch wie effektiv, wenn es darum geht, sich die so penibel erarbeitete Linie nicht mit einem Gameboy oder einer Uhrensammlung gleich wieder zu versauen. In diesem Sinne: Willkommen in der Neuzeit!
Basismodell: Suzuki GSX-R 1100 W
Motor: Serie, lackiert, K&N-Luftfilter
Auspuff: umwickelter Yoshimura-Krümmer mit BSM-Endtopf
Rahmen: Serie mit Eigenbau-Heckrahmen, gepulvert
Schwinge: Serie, gepulvert
Gabel: Serie mit ABM-Brücke und Covern
Felgen: Serie, gepulvert, 3,5×17 vorn, 5,5×17 hinten
Bremsen: Serie mit Stahlflexleitungen und Zubehör-Flüssigkeitsbehältern
Fußrastenanlage: Lucas
Tank: Serie, gecleant, CNC-Deckel
Höcker: MGM mit gravierter Alu-Sitzplatte
Maske: Bad-Bikes mit 38er DE-Scheinwerfern
Instrumente/Anzeigen: Motogadget
Blinker: Kellermann-Lenkerendenblinker vorn, Shin Yo-Blinker/Rücklicht/Bremslicht-Kombi
Sonstiges: Queen Parts-Kühlflüssigkeitsbehälter, GSX-R 750 K/-Federbein, LSL-Lenker, Synto-Hebel, ABM-Griffe, Highsider-Spiegel