Nachdem Chantal ihren Motorradführerschein erfolgreich eingetütet hatte, war es an der Zeit einen passenden Untersatz zu finden. Nach einem gescheiterten Experiment mit einer Honda Hornet bekam sie eine CBF 500 aus gleichem Hause angeboten. Klingt für eine Frau, deren Moped-Leidenschaft eng mit dem Fighter-Segment verbunden ist, erstmal nicht so prickelnd.
Aber Namen sind bekanntlich Schall und Rauch: Da der Vorbesitzer des ab Fließband eher einschläfernd aufgemachten Gefährts ebenfalls ein Freund massiv umgestrickter Reiteisen ist, hatte diese CBF mit der CBF 500, auf der Chantal das Fahren gelernt hatte, wenig genug gemeinsam, um einen unwiderstehlichen Haben-wollen-Rexflex auszulösen.
Fat bottomed Bike
Der gute Mann hatte es tatsächlich vollbracht, dem Kompakt-Bike eine nicht weniger als acht Zoll breite Felge einzuverleiben – und das, ohne eine neue Schwinge anzupassen. Des Schweißens für Fortgeschrittene ebenso mächtig wie der mentalen Kunst, wahnwitzige Ideen erfolgreich Realität werden zu lassen, schweißte er die CBF-Schwinge so um, dass der mit einer 260er Gummi bespannte Riesen-Donut ein kommodes Plätzchen im Gebälk fand. Logisch, dass auch noch ein Offset-Ritzel eingepflegt werden musste, damit die Kette nicht im 45-Grad-Winkel fluchtet. So viel steht fest: Der Aufwand der Anapssungsarbeiten war sicherlich nicht Grundlage für die Entscheidung, die originale Schwinge weiterzuverwenden …
Umso erstaunlicher, dass die serienmäßige Gabel an Bord blieb. Wohl in erster Linie, um zu beweisen, dass man auch aus so einem Stocher einen Hingucker machen kann, wenn man nur will: Mit CNC-Brücken und passenden Cover-Rohren fügt sich die Front auch ohne Basismaterial aus einem anderen Zossen gut ins Gesamtbild ein – und die CBF-Felge trumpft immerhin Honda-typisch von sich aus mit einem vom standardmäßigen Drei-Speichen-Design ab. Dass selbst der nicht übermäßig filigrane Fender an Bord bleiben durfte, macht in diesem Fall auch Sinn: Angesichts der massiven Heckansicht wäre das optische Gleichgewicht sonst vollends über den Jordan gegangen.
Apropos Plastik: Dass die Sitzgelegenheit nicht so einer fetten Arsch-Perspektive beitragen, sondern das voll und ganz dem Hinterrad überlassen sollte, liegt bei so einem Umbau auf der Hand. Angesichts des Aufwandes, der bis hierhin betrieben wurde, wäre der Baumeister sicherlich auch nicht davor zurückgeschreckt, einen kleinen Hochofen zu bauen, um Stahl zu kochen und einen neuen Heckrahmen direkt in Form zu gießen. Da sich der gewünschte Effekt aber auch mit einer denkbar simplen Einkürzung des vorhandenen Fachwerks erzielen ließ, wählte er zur Abwechslung eben mal den einfachen Weg.
Ein Hauch Pragmatismus ist an einem Motorrad, dass Custom-Wahnwitz mit einer denkbar vernunftbetonten Basis verknüpft, aber letztlich auch nur konsequent und exemplarisch für den Charakter dieses wirklich originellen Bikes.
Basismodell: Honda CBF 500, Baujahr 2005
Motor: Serie mit Eigenbau-Kühlflüssigkeitsbehältern
Auspuff: Akrapovic
Rahmen: Serie mit modifiziertem Heckrahmen, weiß lackiert
Schwinge: Serie, verbreitert
Gabel: Serie, poliert, mit Eigenbau-Brücken und -Covern
Felgen: Serie 3,5×17 vorn, Lightcon 8×18 hinten
Bremsen: Serie mit Stahlflex/Kevlar-Leitungen
Fußrastenanlage: Serie, gecleant, gekürzt und poliert
Höcker: Gemo
Instrumente: Motogadget, in Gabelbrücke eingelassen, Kontrollleuchten im Tankdeckel
Sonstiges: LSL-Lenker, Kellermann-Blinker, Zubehör-Scheinwerfer, -Rücklicht und -Spiegel, Offset-Ritzel, Edelstahl-Kühlerblende, blaue LED-Beleuchtung, ABS entsorgt, Elektrik entrümpelt, diverse spitze Schrauben und Muttern