Ja, eine CBR 900 RR als Umbaubasis ist, vorsichtig ausgedrückt, nur semi-originell. Wie bei Knete, Geschwindigkeitsbegrenzungen und Tintenfisch-Tentakeln kommt es aber immer nur drauf an, was man daraus macht.
Das dachte sich wohl auch Christian, als er sich nach Jahren mit FZR-Yamahas im Stall neu ausrichtete und bei Honda den Back-Katalog durchstöberte. Erster Akt, um sich trotz Fireblade ein Stück weit von der Masse abzusetzen: Keine SC28/33 kaufen! Die SC50er Version hat in so ziemlich jeder Hinsicht mehr zu bieten als die alten Schwestern – nur in Sachen Verbreitung fällt sie dankbarerweise ein Stück weit ab. Also her damit und Lage sondiert!
Gut gebuellt, Löwe
Einer der Vorzüge der SC50 ist, dass sie bereits eine Upside-down-Gabel mit 17-Zöller zu bieten hat. In Christians Fall hat sich darüber aber wohl eher ein Fahrer einer älteren Fireblade mit herkömmlichem 16-Zoll-Besteck gefreut: Denn unser Mann wollte es noch eine ganze Ecke origineller und verpflanzte stattdessen die Forke einer Buell! Nicht etwa, weil die Ami-Stempel besser funktionieren würden oder einen radikal anderen optischen Ansatz verfolgen würden. Das dazugehörige Rad dafür umso mehr: Das luftige Speichen-Design in Kombination mit der ungewöhnlichen Perimeter-Bremsscheibe ist ein echter Hingucker und damit genau das, was Christian in seiner Blade sehen wollte. Und da war es einfach die verlockendere Option, mittels neuer, schicker Gabelbrücken die ganze Front einzubauen als die Felge ins Honda-Ensemble einzupassen – zumal dies spätestens bei den Bremszangen echter Stress geworden wäre.
Fireblade – Einarmschwinge – VFR. Zuegeben, diese Kombination klingt für fachkundige Ohren denkbar unoriginell. Dass es sich hier um dier SC50 und einen 800er Monobalken handelt, ändert daran auf den ersten Blick nur wenig. Auf den zweiten erfasst man dann aber, dass die Schwinge mit einem Zentralmutter tragenden Antrieb ausgestattet wurde – und zwar aus einer Triumph, die konsequenterweise auch die Felge (die Chistian auf sieben Zoll hat verbreitern lassen) spenden durfte. Nicht zuletzt deshalb, weil deren Optik dem Design des vorderen Buell-Kringels nicht gleich, aber genug ähnelt, um sich sauber einzufügen. Apropos einfügen: Dass der VFR-Ausleger um ein paar Millimeter erleichtert werden musste, um ihm Fireblade-Rahmen sauber ausgerichtet werden zu können, zeigt auch, dass dieses Ensemble nicht gewählt wurde, weil es die einfachste Lösung wäre.
Neben der Vorderradkonfiguration ist vor allem der Feinstaubspender ein echt origineller Hingucker geworden: Auf der Suche nach einem klangstarken Alleinstellungsmerkmal fiel Christians Augenmerk auf den Triple-Rüssel der Dreizylinderversion der MV Agusta Brutale: Das Ding macht einen ebenso schlanken wie schicken Fuß und ist alleine schon angesichts seiner überschaubaren Verfügbarkeit eine hochgradig exklusive Umbaumaßnahme. Als wenn es dafür noch einen Beweis gebraucht hätte, endete der Beschaffungsversuch in der Bestellung eines neuen Ersatzteils, weil auf dem Flohmarkt einfach kein derartiger Schaller aufzutreiben war. Dadurch, dass der Auspuff noch massiv umgebraten werden musste, um sich in die Fireblade-Peripherie zu fügen, ließ es Christian dann auch nicht mehr scheitern.
Dass er generell keine Berührungsangst vor größer angelegten Umformungen hat, beweist auch der KTM-Höcker, der nicht mehr als ein Rohling war, der noch in mühsamer, aber erfolgreicher Laminier-Arbeit auf Linie gebracht werden musste. Schließlich war Christian erfolgreich so weit weg vom Honda-Einheitsbrei, dass es dann zumindest eine sofort als auf den Hersteller bezogene Racing-Lackierung sein durfte. Das Kunststück, eine Fireblade umzubauen und dabei so ziemlich alles anders zu machen als so viele andere Blade-Bastler, ist ihm definitiv gelungen!
Basismodell: Honda CBR 900 RR Fireblade SC50, Baujahr 2002
Motor: Serie mit Power Commander und K&N-Filtern
Auspuff: Serienkrümmer mit MV Agusta-Schalldämpfer
Rahmen: Serie mit Eigenbau-Heckrahmen
Schwinge: Honda VFR 800 mit Triumph-Antrieb
Gabel: Buell XB12 mit NLF-Brücken
Lenker: LSL
Räder: Buell 3,5×17 vorn, Triumph auf 7×17 verbreitert hinten
Bereifung: 120/70 ZR17 vorn, 200/55 ZR17 hinten
Bremsen: Buell vorn, Triumph hinten, Wave-Scheiben, Stahlflex-Leitungen
Fußrastenanlage: TRW
Tank: Serie, modifiziert
Höcker: KTM, modifiziert
Kotflügel: Gemo
Maske: MGM
Blinker: Kellermann vorn, Zubehör hinten
Lackierung: Repsol Honda Style
Sonstiges: Pazzo-Hebel, Lenkerendenspiegel, Serien-Tacho in den Tank eingelassen, LED-Rücklicht