Ein klassischer Fighter bedeutet schon lange nicht mehr, dass man Neon-Farben, Doppelscheinwerfer und klobige Einmannhöcker kombinieren muss. Gedeckte Farben und eine Enduro-Maske tun es mittlerweile auch.
Ruhig Blut – wir wollen gar nicht erst anfangen darüber zu philosphieren, was genau jetzt in Bezug auf Streetfighter klassisch ist und was nicht. Letztlich isses auch völlig wumpe, so lange jeder Spaß an seinem eigenen Bike hat. Aber gewisse Merkmale ziehen sich eben doch durch die Historie des Straßenkämpfertums – und neben dem, auch an Markos Bike zu sehenden, kurzen und recht steilen Höcker gehören Suzukis Banditen (vor allem in der großvolumigen Konfiguration) und Enduromasken definitiv dazu.
Pragmatismus rules
Der Grund für beides ist ebenso naheliegend wie in letzter Konsequenz auch typisch für die Fighter-Ursuppe: Bandits waren und sind an jeder Ecke zu haben und waren mit ihrem schlichten Wesen dankbar für Umbauten in alle möglichen Richtungen. Mit ihrem deftig anschiebenden, leicht zu tunenden und zuverlässigen Reihenvierer und einer ebenso leicht angreifbaren Stahlschleife als Rahmen stellen sie einfach eine extrem naheliegende Basis dar.
Und Enduro-Masken? Klassischer geht es abseits der besagten Doppelscheinwerfer kaum – waren sie doch in Zeiten, in denen eigens für Fighter-Zwecke kreierte Lampenmasken schlicht und ergreifend nicht existierten, die einzige Möglichkeit, einen bösen und über schlichte Scheinwerfer hinausgehenden Blick zu erhalten. Zumindest, wenn man nicht die ausgeprägte Fähigkeit zum Eigenbau oder die Leidensfähigkeit für eine eher wuchtig-alberne als coole anderweitige Zubehörmaske mitbrachte.
Aber zurück zu Marko: Der setzt voll auf die in diesem Sinne klassische Karte und verpasste seiner Bandit eine ebensolche Enduro-Maske – heutzutage sind die Dinger auch deutlich durchgestylter als vor 20 Jahren und machen sogar einigermaßen anständiges Licht!
Angesichts ihrer nichtsdestotrotz reduzierten Schlichtheit machte es für Marko keinen Sinn, sich über dicke
Gabelbrücken, Upside-downs oder längere Schwingen Gedanken zu machen – er beließ das Bandit-Chassis wie es war und sorgte lieber durch eine weitere Straffung der Peripherie dafür, dass die Fuhre drahtiger wirkte, als sie die Suzuki-Ingenieure erdacht hatten: statt des langen Sitzbalkens fand der eingangs erwähnte kurze Solositz Verwendung, der natürlich einen neuen Heckrahmen erforderte. Unpraktisch ist im Falle der Bandit zwar, dass dieser fest mit dem Hauptrahmen verschweißt ist. Da es sich aber um ein gewöhnliches Stahlkonstrukt handelt, lässt es sich aber dankbar bearbeiten und stellt auch den Plakettenspender zufrieden, sofern man vom originalen Ausleger einen Stumpen als Fundament stehen lässt – fachmännische Ausführung vorausgesetzt.
Was soll man sagen: Neben einem Bugspoiler, der die Optik noch mittenzentrierter und kompakter wirken lässt und den unvermeidlichen Details von B wie Blinker über H wie Hebel bis T wie Tacho ist an dieser Bandit kaum viel Sensationelles dran. Aber trotzdem – oder gerade deswegen – wirkt sie in ihrem perlenden Grau aus einem Guss. Und vielleicht eben gerade deshalb wie der Prototyp eines aufs Wesentliche reduzierten Streetfighters.
Basismodell: Suzuki GSF 1200 Bandit, Baujahr 1996
Motor: Serie, Vergaser neu bedüst
Auspuff: Serienkrümmer mit MotoGP-Schalldämpfer
Rahmen: Serie mit Eigenbau-Heckrahmen
Gabel: Serie
Räder: Serie, poliert, 3,5×17 vorn, 5,5×17 hinten
Bremsen: Serie mit Stahlflex-Leitungen
Tank: Serie
Höcker: MGM
Bugspoiler: Powerbronze
Instrumente/Anzeigen: Racetronics
Maske/Scheinwerfer: KTM LC4
Sonstiges: Wilbers-Federbein, Lucas-Lenker, LSL-Fußrastenanlage, Magazi-Spiegel, Highsider-Griffe, CNC-Hebel, LED-Blinker, Chrom-Seitendeckel